Unser Projekt zum Thema Sportunfallprävention im Sportverein endete zum 31.12.2023. Damit ist unsere Arbeit jedoch noch nicht getan.
Mit dem Land NRW haben wir weiter die Möglichkeit, in dem Bereich der Prävention deutschlandweit eine Vorreiterrolle zu übernehmen und Pionierarbeit in der Sportunfallprävention zu leisten. Die Projektergebnisse, die im Rahmen des Projekts „Vereinssport in der Kommune – Mit Sicherheit verletzungsfrei“ erarbeitet wurden, wurden mit den Fachverbänden und kommunalen Ansprechpartner*innen weiterverbreitet werden. Zusätzlich soll es die Grundvoraussetzungen für eine landesweite Umsetzung und auch für einen verstärkten Austausch der Sportorganisationen und Kommunen zu diesem Thema zu schaffen.
Nach Fertigstellung des Konzepts zur Reduzierung der Anzahl und Schwere von Sportverletzungen im Vereinssport in NRW geht es nun darum, die nächsten Schritte in Angriff zu nehmen. Konkret sollen die notwendigen Maßnahmen und entwickelten Produkte zunächst in NRW verbreitet werden.
Sport. Gesund. Sicher.
Sportvereine prägen die Sport- und Bewegungsangebote auf kommunaler Ebene. In diesem Zusammenhang wird die Kommune im Präventionskonzept Nordrhein-Westfalen vom 22.11.2017 als „wesentlicher Interventionsort für Gesundheitsförderung“ genannt.
Um die Sicherheit beim Sport zu erhöhen, entwickelte die Stiftung Sicherheit im Sport für drei Kommunen in NRW als Vorreiter ein umfassendes Konzept zur Reduzierung der Anzahl und Schwere von Sportverletzungen im Vereinssport. Gemeinsam mit den Pilotkommunen, Stadtsportbünden/Kreissportbünden sowie Sportfachverbänden wurden Maßnahmen zur Sportunfallprävention aufgezeigt und entwickelt.
Sportvereine bieten insbesondere durch ihre zahlreichen Kooperationen die Chance, dort entwickelte und umgesetzte Konzepte zur Sportunfallprävention auch in andere Lebenswelten hineinwirken zu lassen. Zahlreiche Studien belegen, dass mit Maßnahmen der Sportunfallprävention ein Großteil der auftretenden Sportverletzungen verhindert werden kann.
Das Projekt in fünf Phasen
Sport und Bewegung sind gesund und förderungswürdig. Die positiven Effekte z. B. in Hinblick auf Gesundheit, Prävention, Sozialverhalten, Integration und Lebensqualität sind mittlerweile hinlänglich anerkannt. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass auch unerwünschte Nebenwirkungen zu verzeichnen sind. So passieren allein in NRW jährlich ca. 400.000 Sportverletzungen pro Jahr, die eine ärztliche Behandlung erfordern. Diese Zahl gilt es zu reduzieren.
2019 – Recherche und theoretische Vorbereitung
In der ersten Projektphase (05-12/2019) wurden in einer wissenschaftlichen Recherche die Sportarten mit den meisten bzw. besonders vielen schweren Verletzungen, sowie vorhandene sportartspezifische Präventionsmaßnahmen ermittelt. Als Vorbereitung für die Entwicklung konkreter Präventionsmaßnahmen wurden die recherchierten Maßnahmen durch ein Expertenteam hinsichtlich Umsetzbarkeit, Effektivität und Akzeptanz bewertet. Alle gesammelten Erkenntnisse bilden die Grundlage für die konkreten Arbeiten im Jahr 2020. Nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens wurden die Stadt Krefeld, der Kreis Lippe und die Stadt Rheine im Kreis Steinfurt als Pilotkommunen ausgewählt und erste Gespräche vor Ort geführt. Zudem wurde eine agile Evaluationsstrategie entwickelt.
2020 – Entwicklung und Umsetzung konkreter Präventionsmaßnahmen
Die zweite Projektphase 2020 begann mit der Ermittlung des IST-Zustandes in den Pilotkommunen u. a. mittels Analyse der vorhandenen Daten sowie einer Befragung von Vereinsvorständen, Übungsleiter*innen/Trainer*innen und Sportler*innen. Zusätzlich fanden einige Sportstättenbegehungen statt. Die Erkenntnisse gaben wichtige Hinweise, um Prioritäten zu ermitteln, lokal umsetzbare Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und exemplarisch umzusetzen.
Die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse flossen anschließend in mehr als 20 sportartspezifische Workshops mit Expert*innen ein, an denen kommunale Vertreter*innen, Vereinsvertreter*innen sowie Expert*innen aus den Sportfachverbänden, dem Landessportbund, Kreissportbünden und Stadtsportverbänden teilnahmen. Ergebnisse waren u. a. zahlreiche sportartspezifische „Informationsboxen“. In diesen Boxen befinden sich zielgruppengerechte Informationen zum Aufwärmen, zu spezifischen präventiven Übungen, zur Ausrüstung (insbesondere Schutzausrüstung) sowie zur Sportstättensicherheit und für Eltern.
Bedingt durch die Coronapandemie und die damit verbundenen Einschränkungen (im Sport) musste die Umsetzung der entwickelten Maßnahmen zunächst ausgesetzt werden.
2021 – Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes
Nicht zuletzt durch die Einschränkungen und Mehrarbeiten bedingt durch die Corona-Pandemie ist die Laufzeit des Projekts um drei Monate (bis 12/2021) verlängert worden. Der Fokus lag darauf alle gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen der vorausgegangenen Projektphasen in ein Konzept zu überführen. Dieses Konzept dient als Grundlage für die Umsetzung in weiteren Kommunen in Nordrhein-Westfalen.
Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben an einigen Stellen des Projektes zu Veränderungen hinsichtlich einzelner Projektschritte geführt. Dies hatte zwar direkten Einfluss auf die exemplarische Umsetzung präventiver Maßnahmen vor Ort, hatte jedoch keine negativen Konsequenzen bezüglich der erfolgreichen Umsetzung des Gesamtvorhabens.
2022 - Verbreitung
Nach Fertigstellung des Konzepts geht es darum, die Erfahrungen und Erkenntnisse sowie die erarbeiteten Materialien zu verbreiten. Konkret sollen die notwendigen Maßnahmen und entwickelten Produkte zunächst in NRW an die jeweiligen Zielgruppen gebracht werden, damit Trainer*innen, Übungsleiter*innen und Sportler*innen davon profitieren können. Wir unterstützen bei der Überarbeitung und Anpassung der sportartspezifischen Infoboxen, die auf der Website der Stiftung veröffentlicht sind und in die Öffentlichkeitsarbeit der jeweiligen Verbände integriert werden. Zudem unterstützen wir bei der Weiterentwicklung der Curricula und Lehrmaterialien sowie bei der Verbandsentwicklung im Themenfeld der Sportunfallprävention. Sportstättenbetreiber werden weiter sensibilisiert und eingebunden. Gleichzeitig wird dadurch ermöglicht, dass Kommunen und der organisierte Sport Sicherheit und Sportunfallprävention fest in den eigenen Institutionen verankern.
2023 - nachhaltige Umsetzung
Im Jahr 2023 arbeiteten wir mit verschiedenen Fachverbänden zusammen. Anhand einer standardisierten und wissenschaftlich fundierten Vorgehensweise wurden laufende, bereits erfolgreiche Prozesse fortgesetzen und die Arbeit mit weiteren Fachverbänden beginnen. Dabei bietet der erprobte Ablauf inhaltliche Flexibilität, sodass der Prozess selbst agil auf den jeweiligen Fachverband angepasst werden kann. Wir gehen aktiv auf die Verbände zu, beraten und begleiten sie bei der Festlegung der Zuständigkeiten und Arbeitsschwerpunkte hinsichtlich der Sportunfallprävention. Um die Voraussetzungen für eine nachhaltige Umsetzung zu erfüllen, ist die Einbindung und das Zusammenbringen aller wesentlichen Stakeholder ein erprobtes Mittel. Eine regionale Fachkonferenz soll dem Knowhow-Transfer und dem Austausch dienen.
Die Zusammenarbeit mit dem LSB NRW wird weiter intensiviert. Um die Breitensportentwicklung zu fördern, wird das Thema der Sportunfallprävention in den komplexen Strukturen des LSB NRW analysiert, der Status Quo erhoben und Maßnahmen abgeleitet bzw. entwickelt. Anhand unserer erprobten und wissenschaftlich fundierten Vorgehensweise wird das Thema Sportunfallprävention im Rahmen der Breitensportentwicklung vorangetrieben. Die Thematik ist verankert in der Dekadenstrategie des LSB NRW.
Zusätzlich wird es eine pilothafte Umsetzung des von uns entwickelten Sportstättenleitfadens mit ausgewählten Kommunen und Sportvereinen geben. Kommunen und auch Sportvereine mit eigenen Sportanlagen sind für die Sicherheit ihrer Anlagen zuständig. Grundlage dafür ist die gesetzlich verankerte Verkehrssicherungspflicht. Im Projekt soll das Sportstättenmanagement ausgewählter Kommunen und Vereine analysiert werden und anschließend auf Basis des Sportstättenleitfadens angepasst und optimiert werden.
Projektergebnisse - Key Facts & Produkte
Key Facts Phase 2019-2021
- Sportunfallprävention ist insgesamt noch ein kaum beachtetes Thema
- Mangel an Knowhow
- Im Bereich der Qualifikation und Information ist Sportunfallprävention nur ein untergeordnetes Thema u. a. auf den Websites der Fachverbände
- Trainer*innen und ÜL*innen wissen zu wenig über Sportunfallprävention
- Zielgruppen benötigen dauerhaft fachliche Unterstützung & unabhängige Beratung
- NRW steht bei der Sportunfallprävention noch ganz am Anfang
Key Facts Phase 2022 & 2023
- Die herausgearbeiteten Informationen wurden mit unseren Partnern gemeinsam überarbeitet und in den entsprechenden Zielgruppen verbreitet.
- Die Implementation von Sportunfallprävention in sportartübergreifende und fachsportspezifische Lehr- und Lernmaterialien, sowie in Ausbildungskonzepten.
- Workshops und/oder Vorträge wurden konzipiert und durchgeführt.
- Beiträge zum Thema Sportstättensicherheit für Veranstaltungen wurden entwickelt und exemplarisch umgesetzt
- Die Distribution des Sportstättenleitfadens wurde weitergeführt. Eine beispielhafte Umsetzung im kommunalen Bereich und im Bereich vereinseigener Sportstätten sind umgesetzt worden und dokumentiert.
Neben den hier dargestellten generellen Erkenntnissen wurden konkrete Produkte in Abstimmung mit Expert*innen aus den Pilotkommunen, Kreissportbünden/Stadtsportbünden/Stadtsportverbänden und Fachverbänden entwickelt. Zu den Produkten gehören:
- Sportartspezifische Informationsboxen, in welchen generelle, sportartspezifische und bedarfsorientierte Informationen für verschiedene Zielgruppen zusammengestellt worden sind.
- Sportstättenleitfaden als Ratgeber zur Überprüfung und Instandhaltung von Sportstätten und Sportgeräten und zur Einführung/Umsetzung eines eigenen Sicherheitsmanagementsystems.
- (Online-)Seminare zu verschiedenen Themen.
Fertiggestellte Materialien sind unter Downloads zur Verfügung gestellt.
Nächste Schritte
Mit Blick auf die Zukunft ist die Planung einer regionalen Fachkonferenz der Fachverbände für das Jahr 2024 ein weiterer wichtiger Schritt. Diese Konferenz wird eine Plattform bieten, um die Ergebnisse der bisherigen Arbeit zu präsentieren, Erfahrungen auszutauschen und weitere Kooperationen zu initiieren. Die Konferenz wird auch dazu dienen, die nächsten Schritte zur Überarbeitung der Ausbildungscurricula in verschiedenen Sportarten zu diskutieren. Diese Überarbeitung ist ein zentraler Bestandteil unserer Bemühungen, die Sicherheitsstandards im Sport weiter zu erhöhen.