„Der Preis für Spitzensport ist manchmal einfach zu hoch“

Wenn der Präsident des Deutschen Turnerbundes (DTB), Alfons Hölzl, sagt: „Eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen hat langfristig keinen Wert, wenn ein Turner nachher beschreibt, welches Leid er erfahren hat und welches fürchterliche Leben er gehabt hat“, dann ist das für einen Funktionär in solch wichtiger Position bemerkenswert.

Seine Forderung „Wir müssen uns als Gesellschaft die Frage stellen, welchen Spitzensport wollen wir überhaupt“, trifft den Nagel auf den Kopf. Das System Spitzensport verlangt in der Regel schon von jungen Athlet*innen, dass sie ihr Leben fast vollkommen dem Erfolg unterordnen. Auch verursacht durch den systemischen Erfolgsdruck werden Athlet*innen oftmals nicht nur physisch, sondern auch psychisch über das gesunde Maß hinaus belastet. Hier ist die Rolle von Eltern und Trainer*innen umso bedeutender je jünger die Sportler*innen sind.

Dass nun einzelne Fälle im Turnen große mediale Aufmerksamkeit erhalten, ist aus unserer Sicht sehr zu begrüßen. Jedoch ist es damit nicht getan: Im Sinne besonders, aber nicht nur der Kinder und Jugendlichen im Leistungs- und Spitzensport muss über einen Systemwechsel nachgedacht werden. Dabei sollten hohe Maßstäbe an das Wohl der Sportler*innen angelegt werden, um sie vor körperlichen und seelischen Schäden zu bewahren. Fraglich ist aus unserer Sicht, ob wir den Sportverbänden diese überaus wichtige Reform selbst überlassen können. Denn ohne die Einbindung der Athlet*innen selbst und neutraler Fachleute sowie ohne unabhängige Kontrolle wird es kaum möglich sein, derartige Veränderungen zu erreichen.

David Schulz | | 0 Kommentar(e)
zurück