Die Haglund-Ferse:
Vielversprechende Sport-Karrieren können jäh einknicken, wenn Verletzungen die Oberhand gewinnen. Der Marathonläufer Hendrik Pfeiffer vom TV Wattenscheid 01 hat trotz Qualifikation zwei internationale Wettkämpfe absagen müssen. Er meint: „Meine Verletzung war vermeidbar.“
Lange Zeit dachte er, er hätte einfach Pech. Dass sein Körper nicht so mitmacht, wie er es will. Hendrik Pfeiffer ist Marathonläufer, einer der besten, die es in Deutschland gibt. 2016 wurde er für die Olympischen Spiele nominiert. Doch dann wurden die Schmerzen an seiner Ferse so stark, dass nichts mehr ging. Pfeiffer musste die Teilnahme absagen. Er wurde operiert und bereitete sich auf das nächste große Herzensziel vor: die Teilnahme an der Europameisterschaft 2018 in Berlin. Er qualifizierte sich. Doch die Geschichte wiederholte sich. Die Beschwerden an der Ferse wurden so schlimm, dass auch die EM-Teilnahme abgesagt werden musste. Wieder OP, wieder Reha, wieder Beginn eines neuen Trainings.
Was nach großem Pech klingt, hat möglicherweise einen banalen Hintergrund. Pfeiffer leidet unter einer so genannten Haglund-Ferse, einem Fersensporn unterhalb der Sehne, der zu einer chronischen Dauerentzündung des Schleimbeutels führt. Verursacht wird sie vermutlich durch die Schuhe des Athleten. Der Druck der Fersenkappe auf die Ferse eines Läufers, der im Jahr locker 6000 bis 7000 Kilometer läuft, ist so groß, dass sich Substanz aufbaut. Die einfache Lösung: Die Kappe im Schuh muss raus. Im Internet kursieren Anleitungen zum Heraustrennen der Kappen, denn das Problem ist in Läuferkreisen bekannt. Jan Fitschen und Julian Flügel leiden unter ähnlichen Problemen, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei Hendrik Pfeiffer.
Einfacher Grund, einfache Lösung? Wenn der Schuhhersteller die Fersenkappe doch einfach verändern würde?! „Das wird im Top-Bereich gemacht, für diese Athleten gibt es Sonderanfertigungen“, erklärt Pfeiffer. „Aber zu diesen ganz wenigen gehören wir nicht.“ Also ist Selbstmachen angesagt. Pro Saison verschleißt ein Läufer ein gutes Dutzend Laufschuhe. Ein Schuster würde die Kappe fachmännisch heraustrennen – für rund 60 Euro pro Paar. Das summiert sich immens und ist am Ende mehr, als junge Nachwuchssportler aufbringen können.
Dass profanes Material diese Art der Verletzung zu begünstigen scheint, ärgert Pfeiffer. Und auch, dass nicht bekannt ist, dass mit überschaubarem Aufwand die Verletzungen vermeidbar wären. Dass dieses Problem aber auch auf Seiten vieler Trainer entweder nicht bekannt ist oder konsequent genug verfolgt wird, genauso. „Mit Aufklärung und etwas Aufwand könnte man viel Schaden abwenden.“
Pfeiffer ist zuversichtlich. Er setzt großes Vertrauen in seine medizinischen Betreuer, besonders in einen Arzt, der Spezialist für Einlagen ist. Gemeinsam werden sie nach seiner OP die Haglund-Ferse endlich in den Griff bekommen. Damit Tokio 2020 endlich Pfeiffers Wettspiele werden.