Gehirnerschütterungen – oft unterschätzte Gefahr: Der Fall Loris Karius

Gehirnerschütterungen – oft unterschätzte Gefahr: Der Fall Loris Karius

David Schulz | | 0 Kommentar(e)

Championsleague-Finale. Torhüter Loris Karius packte den Ball – und warf ihn direkt vor die Füße des gegnerischen Feldspielers, der ihn sicher ins Tor beförderte. Fast war ein europaweites Aufstöhnen zu hören: Wie konnte ein so solider Torhüter einen solchen Anfängerfehler begehen? Die mögliche Antwort liefert nun der der behandelnde Arzt Dr. Ross Zafonte des Massachusetts General Hospital in Boston: Karius hatte zuvor eine Gehirnerschütterung erlitten, die möglicherweise zu einer „visuell räumlichen Dysfunktion“ führte.

Die USA sind in dieser Frage viel weiter. Im American Football ist mittlerweile erkannt, dass die dort durch den Einsatz des Kopfes als „Waffe“ häufig und wiederkehrend auftretenden Gehirnerschütterungen langfristig zu physischen und auch psychischen Veränderungen führen können. So zeigen Gehirnuntersuchungen nach Todesfällen von professionellen Footballspielern deutliche Veränderungen in der Gehirnsubstanz. Und die Suizidrate ist bei dieser Gruppe ebenso deutlich erhöht. Bekannt ist mittlerweile die CTE (Chronic Traumatic Encephalopathy), die u. a. Demenz als Folge hat. Auch im Fußball – also amerikanisch Soccer – ist die Gefahr erkannt und mittlerweile dürfen Fußballspieler unter zehn Jahren in den USA den Ball gar nicht mit dem Kopf spielen.

Was bedeutet das für den Breiten- und Leistungssport

Spieler sollten sehr bewusst Situationen vermeiden, die zu Gehirnerschütterungen führen können. Die betrifft Sicherheits- und Vorsorgemaßnahmen – auch durch konsequent angewendete Regeln des Umgangs in Spielen und Wettkämpfen. Gehirnerschütterungen können jedoch auch bei bester Vorsorge passieren. Darum sollte – wo es sinnvoll und angebracht erscheint – ein Kopfschutz getragen werden: ein bequemer, passender, richtig getragener, gerne attraktiver Helm beim Skifahren, Fahrradfahren, Inlineskaten und Klettern sowie bei vielen anderen sportlichen Aktivitäten.

Kommt es trotzdem zu Kollisionen mit Gegenständen, dem Boden oder Mitspielern/innen, dann sollte sehr aufmerksam geprüft werden, ob Anzeichen einer Gehirnerschütterung vorliegen. Dazu kann auch eine Pocketcard dienen, die Übungsleitern/Trainern oder Betreuern auf den ersten Blick zeigt, ob die Symptome weiteren Handlungsbedarf erfordern – und wenn ja, welchen.

Immer jedoch gilt: Ruhe bewahren und beim geringsten Zweifel Sportstopp und Abklärung durch einen Arzt.

Achtung: Gehirnerschütterungen sind nicht zu unterschätzen! Inzwischen weiß man, dass die Schäden sich summieren, die Verletzung also nicht vollständig ausheilt. Jede Gehirnerschütterung ist eine zu viel.

Weitere Informationen zum Thema auf www.sicherheitimsport.de

https://www.youtube.com/watch?v=9-rakm7sg24

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